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Das leichte Erdkampfflugzeug soll speziell auf die Bedürfnisse von europäischen Ländern zugeschnitten sein.
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Der brasilianische Flugzeugbauer Embraer bemüht sich weiterhin verstärkt um Rüstungsaufträge in Europa. Auf einer Rüstungsmesse wurde deshalb die A-29N vorgestellt. Das N steht dabei für NATO.
Die A-29 basiert auf der EMB-314 Super Tucano, die als Schulungs- und leichtes Kampfflugzeug entwickelt wurde. Die Bezeichnung A-29 bekam sie, als die USA die Super Tucano als Erdkampfflugzeug für die Special Forces getestet hat. Seitdem wird üblicherweise die Bezeichnung A-29 für die bewaffnete Variante genutzt, während mit EMB-314 meist die unbewaffnete Version für Pilotenausbildungen und Beobachtungsflüge gemeint ist.
Für Europa angepasst
Laut Embraer wurde die NATO-Version entwickelt, um die Bedürfnisse der europäischen Bündnispartner zu erfüllen. So kann der Zweisitzer bei Bedarf auch von einer einzelnen Pilot*in gesteuert werden. Zudem ist die A-29N für Daten-Schnittstellen vorbereitet, die Armeen der NATO-Länder nutzen, um gemeinsame Einsätze zu koordinieren.
Über das JTAC (Joint Terminal Attack Controller) sind gemeinsame Trainingsmissionen zwischen Streitkräften der NATO-Länder möglich. Für Trainingszwecke wurde die A-29N aufgerüstet, um Virtual-, Augmented- und Mixed-Reality zu unterstützen.
Die A-29 ist ausgelegt auf Bodenangriffe
Die verschiedenen Versionen der A-29 wurden laut Embraer insgesamt über 260 mal ausgeliefert, an mehr als 15 Länder. Die Vorteile sind geringe Wartungskosten, eine hohe Robustheit und die Möglichkeit, auf ungepflasterten Rollfeldern starten und landen zu können.
Obwohl die A-29 auf den ersten Blick an ein Kampfflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert, ist sie mit modernen Waffensystemen ausgestattet. Dadurch kann sie nicht nur zur Überwachung und Aufklärung eingesetzt werden, sondern auch als Erdkampfflugzeug und zur Nahbereichsunterstützung von Bodentruppen.
Sie hat 2 12,7mm-Maschinengewehre eingebaut. Über 5 Hardpoints können verschiedene Waffen transportiert werden. Dazu gehörten Pods für 20mm-Kanonen oder weitere 12,7mm-Maschinengewehre. Zur Bekämpfung von Luftzielen können die AIM-9L Sidewinder oder Python 4 geladen werden. Angriffe auf Bodenziele erfolgen ua. mit der Rakete AGM-65 Maverick, der 500-Pfund-Smart-Bomb Mk 82 oder der Streubombe BLG-252. Auch lasergelenkte Bomben können mit der A-29 abgeworfen werden.
Flugzeug zur Aufstandsbekämpfung
Die Basisversion einer A-29 kostet in etwa 10 Millionen US-Dollar. Die A-29N wird teurer sein, einen Preis hat Embraer nicht genannt.
Auch wenn Embraer stets die weite Verbreitung der A-29 betont, befindet sich darunter bisher nur ein NATO-Land: die USA. Und die hat bisher offiziell nur 7 Stück gekauft, wovon 6 für die Special Forces sind. Dort kommen sie zur Luftunterstützung für Bodensondertruppen zum Einsatz.
Die anderen Länder, wie etwa Libanon, Nigeria und Brasilien, verwenden die A-29 hauptsächlich als COIN-Flugzeug. Das steht für Counterinsurgency – zu Deutsch Aufstandsbekämpfung. Die A-29 kommt also primär gegen feindliche Kräfte zum Einsatz, die selbst keine Luftwaffe haben und nur über geringe Fähigkeiten der Luftabwehr verfügen.
Wer braucht ein COIN-Flugzeug in Europa?
In den meisten NATO- bzw. EU-Ländern sind COIN-Flugzeuge eigentlich nicht nötig. Embraer dürfte wohl damit spekulieren, dass europäische Länder ihre Luftwaffe aufrüsten wollen, aufgrund der Bedrohung Russlands und den Lehren, die durch den Ukrainekrieg gezogen werden.
Die A-29 ist vergleichsweise günstig und benötigt kein asphaltiertes Rollfeld – falls Russland mit Marschflugkörpern die Landebahnen zerschossen hat. Sofern man durch die eigene Luftabwehr Russland die Lufthoheit verwehrt, könnte man so mit der A-29 Bombenangriffe auf russische Einheiten fliegen – auch wenn die gerade im Städtekampf mit den eigenen Truppen verwickelt sind.
Gegen dieses Szenario spricht, dass Russland ebenfalls seine Lehren aus den Ukrainekrieg zieht. Der hohe Einsatz an Drohnen hat auf beiden Seiten dafür gesorgt, dass die stationäre und mobile Luftabwehr an Bedeutung gewonnen hat und entsprechend intensiv am Schlachtfeld eingesetzt wird. Die A-29 ist zwar auch mit Flares und Düppeln ausgestattet, um Raketen auszuweichen – der Mangel an Stealth-Eigenschaften und die Höchstgeschwindigkeit von „nur“ 590 km/h, verglichen mit modernen Jets, macht sie aber dennoch zu einem eher einfachen Ziel für moderne Luftabwehrsysteme.
Mögliches Kombo-Angebot
Um die A-29N dennoch europäischen Ländern schmackhaft zu machen, könnte Embraer das Transportflugzeug KC-390 als Joker ziehen. Das wurde bereits von Ungarn, den Niederlanden und Portugal bestellt – Frankreich, Tschechien und Österreich sind an einer Anschaffung interessiert. Hier könnte man Rabatte anbieten, bzw. ein günstigeres Kombo-Paket, wenn zu den KC-390s auch noch A-29Ns dazu bestellt werden.
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In Österreich könnte die A-29N etwa die Pilatus PC-7 ersetzen. Das seit 1977 in der Schweiz gebaute Propellerflugzeug ist ebenfalls eine Mischung aus Schulflugzeug und leichtem Angriffsflugzeug. Als Ausbildungsflugzeug erfüllt es noch seinen Zweck, für taktische Einsätze ist die Bundesheer-Ausführung aus heutiger Sicht veraltet.
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